2022-07-05 17:29:31

Bildungsstudie: Defizite in Mathematik und Deutsch bei Viertklässlern

Der aktuelle IQB-Bildungstrend 2021 zeigt, dass erheblicher Aufholbedarf an deutschen Grundschulen herrscht. Immerhin macht Mathematik rund ein Fünftel der Viertklässler:innen zu schaffen und ein Drittel hat Schwierigkeiten bei der Orthografie. Die Corona-Pandemie ist für diese enttäuschenden Ergebnisse teilweise verantwortlich.

Welche Bereiche in Mathematik und Deutsch untersucht wurden

Die Leistungen vieler Viertklässler:innen in den beiden Hauptfächern Mathematik und Deutsch lassen immer weiter nach, sodass diese noch nicht einmal die Mindestanforderungen erreichen. Dies geht aus den Daten der Studie IQB-Bildungstrends 2021 (externer Link zu einem PDF-Dokument) hervor. 

In beiden Hauptfächern Mathe und Deutsch haben die Schüler:innen demnach im Durchschnitt deutlich weniger gelernt als bei der letzten Erhebung im Jahr 2016. Insgesamt konnte in allen Fächern ein Kompetenzrückgang festgestellt werden. Dieser sah jedoch je nach Fach unterschiedlich aus.

  • Orthografie: um ein Viertel eines Schuljahres

  • Lesen: um etwa ein Drittel eines Schuljahres

  • Zuhören: um ein halbes Schuljahr

  • Mathematik: um ein Viertel eines Schuljahres

In den Bereichen Lesen und Zuhören, für die aus dem Jahr 2011 bereits vergleichbare Daten vorliegen, verschlechtern sich die Schüler:innen noch stärker, als zwischen der ersten und zweiten Erhebung 2011 und 2016. Auch in Mathematik zeigten sich starke Lücken bei den Schüler:innen. Allerdings ist der Anstieg hier nicht so stark wie beim Lesen und Schreiben.

Was im Fach Mathematik untersucht wurde

Im Fach Mathematik wurden die fünf in den Bildungsstandards beschriebenen inhaltsbezogenen Kompetenzbereiche (Leitideen) erfasst. Diese sind: 

  • Zahlen und Operationen

  • Raum und Form

  • Muster und Strukturen

  • Größen und Messen

  • Daten

  • Häufigkeit und Wahrscheinlichkeit

Zusätzlich wurde eine Globalskala mathematischer Kompetenz gebildet, die alle fünf Leitideen umfasst.

Corona-Pandemie teilweise für Kompetenzrückgang verantwortlich

Das Forschungsteam um Petra Stanat, Direktorin des Instituts zur Qualitätsentwicklung im Bildungswesen (IQB) an der Berliner Humboldt-Universität, geht davon aus, dass die Lernlücken teilweise auf die coronabedingten Schulschließungen zurückzuführen sind. Die Daten wurden zwischen April und August 2021 erhoben, zu diesem Zeitpunkt konnten viele der teilnehmenden Viertklässler erst seit wenigen Wochen wieder regelmäßig ihre Schule besuchen, wie es in der Studie heißt.

Über die IQB-Bildungsstudie

Im Rahmen des IQB-Bildungstrend 2021 hat das Institut zur Qualitätsentwicklung im Bildungswesen (IQB) im Auftrag der Kultusministerkonferenz zum dritten Mal untersucht, inwieweit Viertklässler:innen   die bundesweit geltenden Bildungsstandards der Kultusministerkonferenz (KMK) in den Fächern Deutsch und Mathematik erreichen. Durch einen Vergleich mit den Ergebnissen des IQB-Ländervergleichs 2011 und des IQB-Bildungstrends 2016 kann geprüft werden, inwieweit sich das Kompetenzniveau der Kinder in den letzten fünf beziehungsweise zehn Jahren verändert hat.

Diese Studie wurde an fast 1.500 Schulen in ganz Deutschland zwischen April und August 2021 unter rund 27.000 Viertklässler:innen durchgeführt. In jeder der nach einem Zufallsverfahren gezogenen Schulen wurden ebenfalls per Zufall eine Klasse bestimmt, die an der Studie teilnimmt. Eine Ausnahme gab es bei den Förderschulen, an denen teilweise eine größere Testgruppe gebildet wurde, die mehrere Lerngruppen umfasste. Die Erhebungen zum IQB-Bildungstrend 2021 fanden gegen Ende des Schuljahres 2020/2021 statt.